DR. PETER BERENS

DR. PETER BERENS
H I S T O R I K E R
DR. PETER BERENS
H  I  S  T  O  R  I  K  E  R
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75 Jahre nach der Ermordung Leo Trotzkis (21. August 1940)

Zwei anonyme Artikel Trotzkis im „Vorwärts
Vor 75 Jahren wurde der russische Revolutionär Leo Trotzki von einem Agenten Stalins in Mexiko ermordet. Ein Anlass seiner mit zwei Artikeln zu gedenken, die von Trotzki 1910 und 1912 anonym im Vorwärts, dem Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands erschienen sind.
1910 fand in Kopenhagen der internationale Sozialistenkongress statt. Trotzki reiste von Wien nach Berlin. Gemeinsam mit Karl Radek und anderen Mitgliedern der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands ging es von Berlin aus nach Kopenhagen. Zu ihnen hatte sich der junge Karl Liebknecht gesellt, der auf der langen Zugfahrt von den russischen und polnischen Revolutionären über die Lage im Zarenreich informiert wurde¹.
An irgendeinem Bahnhof in Norddeutschland, wo man umsteigen musste, stießen Trotzki und GenossInnen zufällig auf Lenin, der aus Paris kam. Ihm erzählte Trotzki von seinem Artikel über die Sozialdemokratie Russlands, der im Vorwärts erscheinen sollte. Fragte Lenin: „Wäre es nicht möglich, den Druck des Aufsatzes aufzuhalten“? Trotzki: „Nein, der Artikel sollte heute morgen erscheinen, und weshalb auch aufhalten? Der Artikel ist richtig“². Trotzkis Artikel erschien rechtzeitig zur Eröffnung des Kopenhagener Sozialistenkongresses am 28.8.1910³ im Vorwärts. Er verursachte „Aufruhr“ unter den russischen Delegierten des Kongresses. Plechanow und Lenin wollten „disziplinarische Maßnahmen“ gegen Trotzki ergreifen.

. Daraufhin forderte der Vertreter der Fraktion der Wpered-Bolschewiki, Lunatscharski, die Verlesung des Artikels. Lenins Sekretär Sinowjew entgegnete, „daß es nicht nötig sei, den Artikel zu kennen, um ihn zu verurteilen“, eine Praxis die unter Sinowjews späterem Vorsitz in der Kommunistischen Internationale im Kampf gegen den sog. Trotzkismus gang und gebe werden sollte. Weil der Artikel den russischen Delegierten in Kopenhagen „harmlos vorkam“, lehnten sie mit großer Mehrheit eine Resolution gegen Trotzki ab.

Trotzkis Artikel von 1910

Es folgt Trotzkis Artikel im Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 27. Jg., Nr. 201, Berlin 28.8.1910, S. 4:

Zitatanfang „Die russische Sozialdemokratie (Von unserem russischen Korrespondenten)
Nach dem beispiellosen Aufschwung der Jahre 1905-1906 ist die Arbeiterbewegung in Rußland im Niedergang begriffen, was sich auf allen Gebieten des Klassenkampfes deutlich fühlbar macht. Die ersten Anzeichen des Niederganges wies in erster Linie die politische Organisation auf. In der Mitte des Jahres 1907, als die Wässer der großen Flut schon bedeutend niedriger standen, findet die sozialdemokratische Partei Rußlands doch genügend Kraft in sich, um einen Parteitag einzuberufen, auf dem 300 Delegierte zirka 150.000 Arbeiter repräsentierten.* Doch in den nächsten drei Jahren ist die Partei nicht mehr imstande einen Parteitag abzuhalten. 1908 kommt es zu einer engeren Parteikonferenz und das Zentralkomitee der Partei versammelt sich immer seltener und seltener; in seiner letzten Sitzung beschließt das Zentralkomitee die Einberufung einer allgemeinen Parteikonferenz während der nächsten Monate, doch ist der Parteiapparat bereits zu schwach; es gelang binnen der verflossenen sechs Monate nicht, die Konferenz vorzubereiten. Die Verbindungen zwischen den einzelnen sozialdemokratischen Ortsgruppen sind unterbrochen, sogar in den größeren Städten sind die Komitees sehr schwach, die illegale Agitationsliteratur wird unregelmäßig und in sehr beschränktem Maße herausgegeben.

1907 schien es, daß sich die ganze Energie des Proletariats von nun an auf die Gewerkschaftsorganisationen richten werde. In der Tat wachsen die durch den Sturm 1905 zum Leben erwachten Gewerkschaften mit fieberhafter Eile; es entstehen Gewerkschaftsvereine nach den Provinzen, die Gewerkschaftspresse blüht auf. Zu Anfang 1907 zählten wir 652 Ortsgewerkschaften mit 246272 Mitgliedern. Doch auch hier ist bald ein Rückgang der Bewegung bemerkbar. Die heftige Krise, die zehn Jahre andauert, schwächt die Gewerkschaften, verstärkt die Unternehmerverbände, die Administration versetzt den Arbeitern einen Schlag nach dem anderen. Um nicht auf [in] Details einzugehen, sei hier nur erwähnt, daß im Laufe des Jahres 1908 doppelt so viele Gewerkschaften von der Regierung aufgelöst wurden, als man neue in derselben Zeit gründete. 1908 blieben bloß 300 Gewerkschaften mit 130000 Mitgliedern, 1909 schon weniger als 200 mit 37000 Mitgliedern. Ungefähr dieselbe Zahl Arbeiter, vielleicht noch weniger, sind durch Gewerkschaften gegenwärtig vereint.

So wie die Gewerkschaften gleichsam als Ersatz für die Partei erscheinen, entstehen die Arbeiter-Konsumvereine als Ersatz für die Gewerkschaften. Im Laufe des Jahres 1908 werden allüberall Konsumgenossenschaften gegründet, sie wachsen rasch, wie Pilze nach dem Regen. Doch schon im Laufe des folgenden Jahres verkrachen die meisten von ihnen, – teils infolge der vollständigen Arbeitslosigkeit und der schrecklichen Not, die unter ihren Mitgliedern herrscht, teils infolge der Unerfahrenheit und Unverläßlichkeit des leitenden Personals, endlich infolge der polizeilichen Repressionsmaßregeln. Nur eine kleine Anzahl dieser Konsumgenossenschaften bleibt bis zu unseren Tagen bestehen. Dieses allgemeine Bild der fortschreitenden Schwächung des Klassenkampfes in dem nachrevolutionären Zeitabschnitt wird am grellsten durch die Zahlen der offiziellen Streikstatistik charakterisiert, so daß wir es für angemessen finden, einige hier zu bringen:


Die angeführten Zahlen sind unvollständig, da sie nur die den Fabrikinspektoren unterstellten industriellen Betriebe umfassen, aber die allgemeine Tendenz spiegelt sich in ihnen mit voller Deutlichkeit wi[e]der.

Die Schwächung der Tatkraft der Massen, hervorgerufen durch die grandiose Kraftauslösung 1905, durch das schreckliche Weißbluten, das der Konter-Revolution gefolgt ist, und durch die nicht enden wollende Krise, wirkte verhängnisvoll auf das innere Leben der Partei. Je mehr sich die Partei von der Arbeitermasse löste, in sich selbst sich verschließend; je schwächer sie wurde infolge des Desertierens der sozialistischen Intelligenz sowie infolge der Polizeirepressalien, desto intensiver wurde der Kampf im Innern der Partei, desto tiefer die Spaltung der Fraktionen und Gruppen. Im Jahre 1905-1906 vereinigten die Bolschewiks und die Menschewiks unter dem Druck von unten ihre bis dorthin von einander vollständig getrennten Organisationen. 1907 wird zwar die formelle Einheit der Partei beibehalten, doch bilden die Bolschewiks, die auf dem Londoner Parteitag wiederum die Majorität erhielten, mitten in der Partei ihre eigene Organisation mit einem besonderen geheimen Zentrum, geheim gehaltenen Geldressourcen und eigenen Vorschriften, die sie entheben von der Notwendigkeit, sich den Vorschriften der Parteileitung zu fügen. Die neuen Formen und Aufgaben der Arbeiterbewegung: Parlamentarismus, Gewerkschaften, Konsumgenossenschaften stellen jedoch sehr bald den formellen und äußeren Radikalismus der Bolschewiks auf die Probe, der mehr die unmittelbare Verschärfung eines jeden politischen Gegensatzes im Auge hat, als die Erweiterung dessen sozialer Basis. Der Urbegründer der Boykotttaktik der Duma gegenüber, der Theoretiker des Partisanentums, der Expropriation usw., der Führer der Bolschewiks, L e n i n, machte eine ziemlich rasche Evolution durch in Richtung der ´Anerkennung` des Parlamentarismus, der Ausnutzung der legalen Möglichkeiten. Die Mehrzahl seiner Fraktion hält nicht Schritt mit ihm und die Bolschewiks spalten sich in drei Gruppen: die Anhänger Lenins, die in bedeutendem Maße ihren früheren geistigen Habitus eingebüßt, sich aber nicht von der fraktionellen Unversöhnlichkeit befreit haben; die O t s o w i s t e n (Abberufer), welche die Abberufung der Fraktion aus der Duma fordern, und die U l t i m a t i s t e n, die eine mittlere Position einnehmen. Lenin hat gegenwärtig die Majorität in dem Zentralorgan ´Der Sozialdemokrat`, den er im eng-fraktionellen Geiste weiterführt. Die Ultimatisten gruppieren sich um das im Ausland erscheinende ´Wpered` (Vorwärts). Die Otsowisten besitzen kein Organ. – Ein anallogischer Spaltungsprozeß ging in den letzten zwei Jahren auch unter den Menschewiks vor sich. Auf dem rechten Flügel versammelten sich die sogenannten Legalisten und Liquidatoren, die mit dem Strom der Konterrevolution schwimmen, indem sie überhaupt die Notwendigkeit einer organisierten Partei negieren. Sie besitzen zwei legal erscheinende Preßorgane: ´Nascha Saria` in Petersburg und ´Wosroschdenie` in Moskau. Auf dem linken Flügel bildete sich unter Führung von Plechanow eine Gruppe Menschewiks-´Parteiler`, welche sich mit Lenin vereinigten in dem Kampfe gegen die Liquidatoren und die Hauptvertreter des Menschewismus: Martow, Axelrod, Martynow, Dahn, die keine ausgesprochene, bestimmte Stellung in dieser Frage einnehmen; ihr ausländisches Organ ist ´Die Stimme des Sozialdemokraten`.

Noch nie standen die russischen Emigranten, die in unserer Partei eine unverhältnismäßig große Rolle spielen, den Interessen und Anforderungen der russischen Arbeiterbewegung so fremd gegenüber wie gerade jetzt. Die tatsächlichen politischen Differenzen haben sich abgeschliffen und gemildert, die Polemik hat einen rein scholastischen Charakter angenommen und im Zusammenbruch der früheren großen Fraktionen streben ihre einzelnen Teile danach, sich als selbständige Strömungen zu konstituieren. Trotzdem sind die Vertreter aller dieser Gruppen, als sie auf der letzten Versammlung des Zentralkomitees im Januar dieses Jahres an [auf] die Beantwortung der Frage: ´Was tun?` herantraten, zu dem einstimmigen Beschluß gekommen: die Tätigkeit der legalen und illegalen Arbeiterorganisationen zu vereinigen, das Hervortreten der Dumafraktion in den Rahmen der allgemeinen agitatorischen Parteitätigkeit einzufügen und im Auslande eine Konferenz aus Sozialdemokraten zusammenzuberufen, die in der illegalen Partei und in den legalen Arbeiterorganisationen tätig sind, um auf diese Weise eine tatsächliche Wiedergeburt der Partei hervorzurufen. Diese Beschlüsse, welche leider dem Kampf der ausländischen Emigrantengruppen kein Ende machten, haben eigentlich nur die Methode formuliert, nach welcher langsam, krankhaft und mit Unterbrechungen der Gesundungsprozeß der Parteiorganisation vor sich geht.

Dieser Prozeß geht wirklich vor sich; man muß nur sehen können. Und wenn wir im vorhergehenden Teil unseres Artikels den Verfall der revolutionären Energie des Proletariats sowie die Entartung der früheren Parteiströmungen zu charakterisieren versucht haben, so bleiben uns jetzt die Elemente des Aufschwungs und des Wachstums der Partei zu skizzieren. In der Schule der Revolution und der Gegenrevolution erwuchs die sozialdemokratische Arbeiter-Avantgarde, von der Partei geleitet und erzogen. Sie wirkt belebend auf die einander entfremdeten einzelnen Teile der Partei, leitet die Agitation, gibt Flugblätter heraus und bildet den Kern der Gewerkschaften, Bildungsvereine und Konsumgenossenschaften. 1907 – klagte in der Duma der Gendarmeriechef Kurlof – waren unter 47963 registrierten Gewerkschaftsmitgliedern 16045 Sozialdemokraten, 1909 unter 27619 Mitgliedern 13475! Diese kleine Anzahl Sozialdemokraten ist der feste Grundstock der Bewegung. Sie ergreifen von jeder Bresche Besitz, ihre Repräsentanten treten in festgefügten Reihen auf allen bourgeoisen Kongressen: der Philanthropen, der Ärzte, Feministen und Feministinnen, immer die Prinzipien des Sozialismus verkündend, auf. Die in Wien mit Unterstützung des Zentralkomitees erscheinende Arbeiterzeitung ´Pravda`, welche sich von Anfang an ganz abseits von jeder Fraktionspolemik gehalten hatte, stellt sich die Aufgabe, mittels planmäßiger politischer Agitation dieser Elite des Proletariats, die frei von jedem Vorurteil des Sektierertums ist, die Erneuerung der Partei auf gesunder, proletarischer Basis zu erleichtern. Wir besitzen eine parlamentarische Fraktion, welche aus 15 Mitgliedern besteht. Gewählt unter den schrecklichsten Bedingungen, auf Grund des schändlichsten Wahlrechts, erhebt sich mitten in der undurchdringlichen Finsternis der Stolypinschen Duma tapfer die Stimme des Protestes gegen die Greueltaten der triumphierenden Reaktion. Je weiter, desto mehr lenkt die Fraktion die politische Aufmerksamkeit der vorgeschrittenen Arbeiter auf sich. Die Gewerkschaften tun alles, was sie können, um mit der Dumafraktion in Kontakt zu treten. Die gewerkschaftliche Presse wird trotz des über ihr hängenden Polizeischwertes im radikal-sozialdemokratischen Geist geführt, bringt die hervorragenderen Reden unserer Abgeordneten, beleuchtet kritisch die Arbeiten der Konsumgenossenschaften und Bildungsveranstaltungen und bringt auf diese Weise möglichst große Einheit in alle Gebiete des proletarischen Lebens und Kampfes. Derart sind die Elemente der Entwicklung und Wiedergeburt der Partei. Wenn wir unsere jetzige Lage mit jener vergleichen, welche in Frankreich nach der Zerstörung der Kommune eintrat, als der Sozialismus für mehrere Jahre von der Erdoberfläche verschwand, so werden wir sehen, um wie viel wir jetzt reicher und stärker sind. Wenn sich die beginnende wirtschaftliche Belebung, die jetzt durch die schreckliche Choleraepidemie unterbrochen ist, zu einem wirklichen Aufschwung der Industrie entwickelt, wird dies rasch die Gewerkschaften stärken, das Selbstbewußtsein der Arbeiter heben und auf dieser Basis unsere Parteiorganisation festigen, indem sie für immer von den Überbleibseln des Sektierertums gereinigt wird. Wir können mit Sicherheit der Internationale versprechen, daß wir bis zum nächsten Kongreß viel stärker sein werden als jetzt.“ Zitatende.

* Anmerkung Trotzkis zum früheren dänischen Justizminister Alberti, den früher einen Kongress der SDAPR in Kopenhagen verboten und die anreisenden Delegierten ausgewiesen hatte.

Ein Artikel Trotzkis in der Neuen Zeit
Trotzki schrieb rückblickend in seiner Autobiografie „Mein Leben“, dass er sich in dem Vorwärts-Artikel scharf gegen Lenin abgegrenzt hätte: „Der Artikel war zum Kongress geschrieben worden und unterwarf sowohl die Menschewiki wie die Bolschewiki einer scharfen Kritik. Ein besonders zugespitzes Moment in dem Aufsatz bildete die Frage über die sogenannten >Expropriationen<“.

Doch in seinem Artikel im Vorwärts streifte Trotzki ganz am Rande, ohne Schärfe, fast wohlwollend dieses Thema. Dort heißt es: „Der Urbegründer der Boykottaktik der Duma gegenüber, der Theoretiker des Partisanentums, der Expropriation usw., der Führer der Bolschewiks, L e n i n, machte eine ziemlich rasche Evolution durch in der Richtung der ´Anerkennung` des Parlamentarismus, der Ausnutzung der legalen Möglichkeiten“. Die Veröffentlichung eines solchen Abschnitts hätte Lenin nicht verhindern wollen.
Viel schärfer ging Trotzki in seinem Artikel jedoch mit dem Fraktionismus Lenins ins Gericht, dem er vorwarf: „1907 wird zwar die die formelle Einheit der Partei beibehalten, doch bilden die Bolschewiks (…) mitten in der Partei ihre eigene Organisation mit einem besonderen geheimen Zentrum, geheim gehaltenen Geldressourcen und eigenen Vorschriften, die sie entheben von der Notwendigkeit, sich den Vorschriften der Parteileitung zu fügen“. In der internationalen Sozialdemokratie, in der die Einheit der Partei als hohes Gut galt, wollte sich Lenin einem solchen Vorwurf sicher nicht aussetzen.

Hatte Trotzki seine Erinnerung getrügt? Das Ganze löst sich auf, wenn man weiß, dass er gut zehn Tage nach dem anonymen Artikel im Vorwärts einen weiteren Artikel unter vollem Namen in der theoretischen Zeitschrift Die Neue Zeit der SPD veröffentlichte: „Die Entwicklungstendenzen der russischen Sozialdemokratie“. Darin beschrieb Trotzki nicht nur den Zerfall der Fraktionen der Menschewiki und der Bolschewiki, sondern geißelte auch den „Verschwörerzug“ der Bolschewiki:

„Im Bestreben, den Einfluss über die aktiveren Elemente der Arbeiterschaft zur Zeit des Niedergangs der Massenbewegung nicht zu verlieren, sanktionierte ein Teil des Bolschewismus im Namen der marxistischen Lehren die Taktik des Freibeuterkrieges, der Expropriationen usw., in der sich doch nur die anarchistische Auflösung der revolutionären Psychologie äußerte. Auf dieser Basis gelangte jener Verschwörerzug, der der Partei in der Zeit vor der Revolution besonders der Fraktion der Bolschewikis eigen war, zur vollen Entfaltung. Hinter dem Rücken der Partei werden Dinge vollbracht, die mit dem politischen Leben der Massen nichts gemein haben und ihrem ganzen Wesen nach der Parteikontrolle nicht unterliegen können. In die Parteiorganisationen dringen abenteuerliche Elemente ein. Verantwortliche Parteistellungen werden nicht selten Personen anvertraut, die ihre organisatorische Fähigkeit in einer Sphäre bekundeten, die außerhalb der Parteibewegung liegt. Die Unabhängigkeit von jeglicher Arbeiterorganisation, heroisches Spekulieren auf ´gut Glück`, Unternehmungen, die vor den Parteigenossen ´zweiten Grades` geheim gehalten werden – dies alles entwickelt einen zügellosen Individualismus, Verachtung gegen die ´Konventionalitäten` des Parteistatuts und der Parteimoral, kurz – eine politische Psychologie, die der Atmosphäre der Arbeiterdemokratie innerlich vollständig fremd und feindlich ist. Während der Hamlet des menschewistischen Kritizismus, bedrängt durch die Widersprüche der politischen Entwicklung, die Existenzfrage der Partei mit seinem liquidatorischen ´nicht Sein!` beantwortet, ist der autoritär-zentralistische Bolschewik unter dem Drucke des S e l b s t -e r h a l t u n g s t r i e b e s bestrebt, die Partei von der Klasse, die Fraktion von der Partei, das Zentrum seiner Fraktion von ihrer Peripherie loszulösen, und er gelangt mit fataler Notwendigkeit dazu, seine ganze politische Praxis in die Stirnersche Formel ´der Einzige und sein Eigentum` einzuzwängen“¹⁰.

Hier griff Trotzki seinen bekannten Gedanken aus dem Jahr 1904 auf, als er Lenin u.a. vorwarf, sein Organisationsmodell der strikten Arbeitsteilung würde zur Fragmentierung des revolutionären Bewusstseins führen¹¹. Wie das oben angeführte längere Zitat und der Beitrag in der Neuen Zeit von 1910 belegen, war Trotzkis Kritik an den Schwächen der Leninschen Organisationstheorie und -praxis keine zufällig Ausnahme, sondern fester Bestandteil seines Denkens vor der Oktoberrevolution. Trotzkis Eingeständnis nach 1917, dass er gegenüber Lenin in der Organisationsfrage und in der Taktik – nicht aber in der Strategie – Unrecht gehabt habe, beruhte natürlich auf der entscheidenden Rolle der SDAPR-ZK (Bolschewiki war nur der inoffizielle Name) in der Oktoberrevolution. Doch Trotzki schüttete das Kind mit dem Bade aus, denn die schwachen Seiten der Organisationsauffassung Lenins sollten vor allem unter Sinowjew und Stalin zum Ausdruck kommen. So enthob Trotzkis Ein- besser Zugeständnis seine Anhänger bis heute von der Aufgabe, zu prüfen, was im Einzelnen in Trotzkis Kritik an Lenins Organisationsmodell von vor 1917 bei der Bürokratisierung und Degeneration der RKP(B) bzw. WKP(B) eine Rolle spielten sollte und was nicht.

Wie Trotzki in seinem Artikel in der Neuen Zeit weiter schrieb, hatten sich „die Fraktionen der Menschewiki und Bolschewiki – ihrer bisherigen Idee- und Organisationsstruktur nach – als vollkommen unfähig (erwiesen)“¹². Erst nach 1909 seien die sozialdemokratischen Arbeiter in den Vordergrund getreten: „So entstand ein n e u e r s o z i a l d e m o k r a t i s c h e r T y p u s. Das ist nicht mehr der des berufsmäßigen Revolutionärs, der über den Massen schwebt: das ist jetzt ein Schlosser oder ein Weber von Beruf, der stets mit den Massen lebt“¹³. Trotzki schlussfolgerte: „Und da die Spaltung in die Fraktionen dem Wiederaufbau der Partei im Wege steht, so ist er nicht gut auf die Fraktionen zu sprechen. Er bedarf einer einigen und aktionsfähigen Partei“¹⁴. Diese fraktionsübergreifende Richtung sah Trotzki von seiner Wiener Zeitschrift Pravda vertreten. Seine Selbsttäuschung ließ ihn verkennen, dass auch seine eigene Richtung als Fraktion wahrgenommen wurde.

Trotzkis Artikel von 1912
Einen weiteren anonymen Artikel Trotzkis publizierte der Vorwärts am 26. März 1912¹⁵. Gegen ihn schrieb Lenin eigens eine deutschsprachige Broschüre „Der Anonymus aus dem ´Vorwärts` und die Sachlage in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands“¹⁶, stritten sich doch die verschiedenen Fraktionen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) auch um Geld, das die SPD als Treuhändler verwaltete. Lenin wies auf Trotzki als Urheber des anonymen Artikels hin, was die DDR-Herausgeber seiner Werke übernommen haben, nicht ohne Trotzkis Veröffentlichung im Vorwärts als „anonyme verleumderische Ausführungen“ zu charakterisieren¹⁷.

Der Artikel „Aus dem russischen Parteileben“ im Vorwärts vom 26.3.1912 setzte sich aus mehreren verschiedenen Teilen unterschiedlicher Autoren zusammen, die von der Redaktion des Vorwärts unter einer Überschrift subsumiert wurden. Der erste Teil war eine Erklärung der Leitung der SDAPR-ZK, also von Lenin und seinen Fraktionsfreunden, die vom Internationalen Sozialistischen Büro der Zweiten Internationale an die Mitgliedsparteien versendet worden war. Dort hieß es:

Zitatanfang „Diese letzten Jahre waren für die sozialdemokratische Arbeiterpartei Rußlands Jahre der Verwirrung und der Desorganisation. Während dreier Jahre hat die Partei weder eine Konferenz einberufen können und während zweier Jahre konnte der Hauptvorstand keinerlei Tätigkeit entfalten. Die Partei bestand zwar weiter, aber in Gestalt von einzelnen Gruppen, die mangels eines Hauptvorstandes in allen Städten von einer gewissen Bedeutung ein wenig isoliert voreinander lebten.

Seit einiger Zeit, unter dem Einfluss des Wiedererwachens des russischen Proletariats, fängt die Partei an, sich von neuem zu festigen, und ganz kürzlich haben wir schließlich eine Parteikonferenz zusammenberufen können (was seit dem Jahre 1908 nicht möglich gewesen war), auf welcher die Organisationen der beiden Hauptstädte, der Nordwestgegend und der Südgegend, des Kaukasus und der Industriegegenden des Zentrums vertreten waren. 20 Organisationen im ganzen traten in engster Verbindung mit dem Organisationsausschuß, der die Konferenz einberufen hatte, d.h. beinahe die Gesamtheit der Organisationen, Menschewiks oder Bolschewiks, die in diesem Augenblick in Rußland bestehen.

Im Verlaufe ihrer 23 Sitzungen prüfte und erörterte die Konferenz, welche sich die Rechte und Pflichten des obersten Parteiorgans beilegte, alle auf ihre Tagesordnung gesetzten Fragen, von welche manche von ganz einschneidender Bedeutung sind. So wurde auch ihr eine sehr tiefgehende und sehr vollständige Würdigung der augenblicklichen politischen Lage und der Politik der Partei gegeben, eine Würdigung, die mit den Resolutionen der Konferenz von 1908 und mit den Beschlüssen der Vollversammlung des Parteivorstandes von 1910 in vollkommener Übereinstimmung sich befindet. Sie widmete eine ganz besondere Aufmerksamkeit den in einigen Monaten stattfindenden Wahlen zur Duma und arbeitete zu diesem Gegenstand eine Resolution aus, die aus drei Teilen besteht und die in einer sehr greifbaren und sehr ins einzelne gehenden Weise die vielfachen Verwicklungen unseres Wahlgesetzes berücksichtigt, die sich über die Frage der Wahlabkommen mit den anderen Parteien ausspricht und die Stellung sowie die Tätigkeit unserer Partei im Laufe der bevorstehenden Wahlbewegung von allen Gesichtspunkten aus untersucht. Die Fragen der Hungersnot, der Arbeiterversicherungen, der Gewerkschaften und der Streiks usw. wurden gleichfalls erörtert und ihrer Lösung entgegengeführt.

Die Konferenz untersuchte ebenfalls die Frage der ´Liquidatoren`. Diese Richtung leugnet das Bestehen einer illegalen Partei, erklärt, daß diese bereits aufgelöst sei, daß ihre Neubegründung nichts weiter sei als eine reaktionäre Utopie und versichert, daß die Partei nur in legaler Form wieder entstehen könne. Nichstdestoweniger hat diese Richtung, welche mit der illegalen Partei gebrochen hat, bis jetzt keine legale Partei begründen können. Die Konferenz stellte fest, daß die Partei seit vier Jahren gegen diese Richtung kämpft, daß die Konferenz von 1908 und die Hauptversammlung des Parteivorstandes von 1910 sich gegen diese Liquidatoren ausgesprochen haben, daß trotz aller Anstrengungen, die gemacht worden sind, sie fortfährt, Sonderbündelei zu treiben und die Partei in der legalen Presse anzugreifen. Die Konferenz erklärte demzufolge, daß die um die Organe Nacha Saria, Dielo Shisni (denen man jetzt noch Shivoe Dielo zugesellen muß) gescharten Liquidatoren sich außerhalb der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands gestellt haben.

Schließlich wurde ein Vorstand und die Redaktion des Zentralorgans Socialdemocrate gewählt. Ueberdies hat die Konferenz insbesondere festgestellt, da wir im Ausland eine Menge Gruppen besitzen, die mehr oder weniger sozialistisch, jedoch auf alle Fälle von dem russischen Proletariat sowie von einer sozialistischen Aktion vollständig getrennt und demzufolge ohne jede Verantwortlichkeit sind, daß diese Gruppen in keiner Weise die Sozialdemokratische Arbeiterpartei darstellen oder vertreten können, daß die Partei keinerlei Verantwortung oder Gewähr für diese Gruppen übernimmt und daß alle Verbindungen mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands durch Vermittlung des Parteivorstandes zu erfolgen haben“¹⁸. Zitatende

Der Stellungnahme folgte ein kurzer Einschub der Vorwärts-Redaktion:

„Soweit die Mitteilung des Bureaus. Ohne uns in die Organisationsstreitigkeiten unserer russischen Genossen einzumischen, müssen wir doch darauf aufmerksam machen, daß in dieser Mitteilung nur der Standpunkt e i n e r Gruppe innerhalb der russischen Sozialdemokratie, und zwar der l e n i n s c h e n Gruppe, zum Ausdruck kommt“¹⁹.

Übergangslos und ungekennzeichnet schloss sich nun der Beitrag von Trotzki an:

Zitatanfang „Auf Grund der uns vorliegenden, völlig objektiven Berichte und der Proteste der überwiegenden Mehrzahl der sozialdemokratischen Organisationen Rußlands möchten wir folgendes bemerken: Die in der eingangs wiedergegebenen Mitteilung geschilderte Konferenz kann keineswegs auf den Namen einer P a r t e i k o n f e r e n z Anspruch erheben. Mit Ausnahme der leninschen Gruppe (die auch nur einen Teil der Bolschewistischen Richtung repräsentiert) und einiger Menschewiks der Plechanow-Richtung (die übrigens von Plechanow selbst desavouiert worden sind), hat k e i n e a n- d e r e R i c h t u n g d e r S o z i a l d e m o k r a t i e R u ß l a n d s a n d i e s e r K o n f e r e n z t e i l g e n o m m e n. Weder die Sozialdemokratie Lettlands, noch der jüdische Arbeiterbund, noch die Sozialdemokratie Polens und Litauens, noch das kaukasische Landeskomitee, noch die Richtung Wperjod, noch eine Reihe anderer russischen Organisationen haben an diese[r] Konferenz teilgenommen. Das bedeutet, daß die ältesten, stärksten Organisationen unserer russischen Partei, die das eigentliche Rückgrat der Bewegung bilden, an der Konferenz keinen Anteil genommen haben. Nichtsdestoweniger hat sich die Vertretung eines verhältnismäßig geringen Teiles der Gesamtpartei die Rechte der Vertretung der G e s a m t p a r t e i angeeignet, einen ´Parteivorstand`, ein ´Zentralorgan` eingesetzt, auf die Mittel der Gesamtpartei Anspruch erhoben und eine ihr nicht genehme Richtung in der Partei aus der Partei ´ausgeschlossen`. Eine derartige Handlungsweise liegt sicher nicht in der Richtung, die dringend notwendige Einheit der Partei herzustellen.

Das Vorgehen dieser ´Konferenz` hat bei der Mehrzahl unserer russischen Genossen um so heftigere Opposition wachgerufen, als bereits seit einiger Zeit Bestrebungen im Gange sind, die Wiedergeburt unserer russischen Bruderpartei auf einer loyalen, sämtliche Richtungen und Organisationen in der Partei umfassenden Grundlage herzustellen. Auf die Anregung der Sozialdemokratie Lettlands tagte im Januar in Rußland eine Konferenz der Vertreter der Sozialdemokratie Lettlands, des Jüdischen Arbeiterbundes, des kaukasischen Landeskomitees*, die den Beschluß faßte, eine a l l g e m e i n e P a r t e i k o n f e r e n z einzuberufen, in welcher ´a l l e Gebiete der Parteiarbeit bei der unbedingten Voraussetzung, daß alle Gruppen und Organisationen der Partei u n a b h ä n g i g v o n i h r e r Z u -g e h ö r i g k e i t zu dieser oder jener Parteirichtung herangezogen würden, vertreten sein sollten, um über die politischen und organisatorischen Aufgaben in Verbindung mit der bevorstehenden Wahlkampagne wie auch zur Förderung der Parteieinheit zu entscheiden`. Die auf dieser Beratung gewählte O r g a n i s a t i o n s k o m m i s s i o n betreibt energisch die Vorbereitungen zur Einberufung einer wirklichen Vertretung der Gesamtpartei Rußlands. Es haben bereits außer den genannten Organisationen ihre Zustimmung erklärt und ihre Mitwirkung bei der bevorstehenden allgemeinen Konferenz versprochen: die Gruppe Wperjod, die Redaktion der Prawda, die Redaktion des Golos Sozialdemokrata. Ferner liegen ähnliche Erklärungen vor von einer Reihe innerrussischen Parteiorgansiationen und den Genossen, die in der legalen Arbeiterbewegung tätig sind.

Zum Schluß halten wir uns verpflichtet, die Protestkundgebung zu veröffentlichen, mit welcher sich sämtliche durch die ´Leninsche Konferenz` nicht vertretenen Richtungen in der Sozialdemokratie Rußlands aus Anlaß dieser Konferenz an die Internationale wenden. Auf einer Beratung der Vertreter des Auslandskomitees des Jüdischen Arbeiterbundes, der Plechanowschen Richtung, der Gruppe Wperjod, der ´Parteibolschewiks` (d.h. des im Gegensatz zur leninschen Gruppe stehenden Teils der Bolschewistischen Richtung), des ´Golos-Sozialdemokrata`, der ´Prawda` wurde am 12. d. M. nachstehende Resolution über die angebliche ´Allrussische Konferenz der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands` angenommen:“

* Fußnote Trotzkis: „Anfangs beteiligte sich auch der Vertreter der Sozialdemokratie Polens und Litauens an dieser Konferenz“. Zitatende

Soweit der Artikel Trotzkis.

Zum Schluss folgte die Resolution: „In Erwägung"

1. daß die Konferenz von der sog. ´Russischen Organisations-Kommission` einberufen worden ist, dem bereits von Anfang an kein einziger Vertreter irgendeiner sozialdemokratischen Nationalorganisation (jüdischer Bund, polnische und lettische Sozialdemokratie) angehört hat; daß eine Reihe von Lokalorganisationen und das Kaukasische Landeskomitee diese ´Russ. Org.-Komm.` nicht anerkannt haben; daß die Weigerung der letzteren, auch nur die Vertreter der anderen Strömungen und Organisationen heranzuziehen, und ihre fraktionell gefärbte Tätigkeit alle sozialdemokratischen Nationalorganisationen und alle Parteirichtungen, mit der einzigen Ausnahme der Leninschen Richtung, von ihr e n d g ü l t i g a b g e s t o ß e n haben;

2. daß auf dieser Konferenz nur ein Teil, und zwar ausschließlich der r u s s i s c h e n Organisationen vertreten war, wobei gegen die Richtigkeit der Vertretung einiger dieser Organsiationen, und dabei der wichtigsten unter ihnen, von diesen selben Organisationen bereits P r o t e s t e r h o b e n w o r- d e n ist;

3. daß die Konferenz desungeachtet sich erdreistet hat, auf usurpatorische Weise sich selbst den Namen ´A l l r u s s i s c h e` beizulegen, sich selbst zur höchsten Instanz der Partei zu erklären und das Zentralkomitee zu wählen – erklärt die Beratung diese Konferenz als e i n e n o f f e n e n V e r s u c h einer Gruppe von Personen, die mit vollem Bewußtsein die Partei zur Spaltung führten, d i e P a r t e i f a h n e z u u s u r p i e r e n und spricht ihr tiefes Bedauern darüber aus, daß einige Parteiorgansiationen und Genossen diesem B e t r u g zum Opfer gefallen sind und dadurch die Spaltungs- und Usurpationspolitik der Leninschen Coterie gefördert haben. Die Beratung spricht ihre Ueberzeugung aus, daß alle Parteiorganisationen in Rußland und im Auslande gegen den ausgeführten Staatsstreich entschieden p r o t e s t i e r e n, die von der Konferenz gewählten Zentralinstanzen n i c h t a n e r k e n n e n werden und mit allen Mitteln die Wiederherstellung der Parteieinheit mittels Einberufung einer wirklichen allgemeinen Parteikonferenz fördern werden“.

Ende der Resolution, die wahrscheinlich, aber nicht sicher, ebenfalls von Trotzki formuliert worden ist.

Weiter schreibt Trotzki zum Ende des Artikels im Vorwärts:

Zitatanfang „Das Auslandskomitee der Sozialdemokratie Lettlands hat sich dieser einstimmig angenommen Resolution angeschlossen. Damit haben sämtliche Richtungen und Organisationen in der Sozialdemokratie Rußlands (mit Ausnahme der Sozialdemokratie Polens und Littauens, deren Haltung in dieser Frage uns unbekannt ist) zu den ´Einigungsversuchen` der Leninschen Richtung unzweideutig Stellung genommen“. Zitatende

Die SDAPR als Föderation
Trotzkis zwei Artikel sind ohne ein genaues Bild von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands (SDAPR) nur schwer zu verstehen.

1910 gehörten der SDAPR an: Die sozialdemokratischen Parteien der unterdrückten Nationalitäten Allgemeiner Jüdischer Arbeiterbund in Litauen und Polen kurz „Bund“ genannt, die Sozialdemokratische Partei des Königreiches Polen und Litauen (SDKPiL), geführt von Leo Jogiches und Rosa Luxemburg, und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Lettlands (SDAPL). Der russische Teil der Partei bestand aus vier verschiedenen bolschewistischen Fraktionen: Die Fraktion Lenins, die 1910 eine Minderheitsfraktion der Bolschewiki war; die Fraktion der „parteitreuen Bolschewiki“ um Dubrowinski, die zu dieser Zeit die Mehrheit der Bolschewiki hinter sich hatte; die bolschewistische Fraktion der sog. „Abberufler“ (Otsowisten) und die bolschewistische Fraktion der sog. „Ultimatisten“ um Lunatscharski. Die Menschewiki bestanden aus drei verschiedenen Fraktionen: die sog. „Liquidatoren“, die nur noch in legalen Strukturen arbeiten wollten und eine illegale Partei, ablehnten; die „parteitreuen Menschewiki“ um Plechanow, die erbitterte Gegner der Liquidatoren waren; die Fraktion um Martow, Dan, Axelrod, Martynow, die lt. Trotzki zum Liquidatorentum „keine ausgesprochene, bestimmte Stellung in dieser Frage einnehmen“²⁰, aber von Lenin selbst zu den Liquidatoren gerechnet wurden. Hinzu kam die unabhängige Fraktion Trotzkis um die Exilzeitschrift Prawda, die sich auf die Wiener Auslandsgruppe der SDAPR stützte. Seit dem V. (Londoner) Parteitag von 1907 bis 1911 bildeten die Bolschewiki Lenins mit der SDKPiL Rosa Luxemburgs und der SDAPL die Leitungsmehrheit der SDAPR. Zu dieser Mehrheit gehörten auch die Fraktionen der parteitreuen Bolschewiki und der parteitreuen Menschewiki.

Alle Fraktionen, außer der der „Otsowisten“, verfügten über eigene Zeitschriften. Die politischen Meinungsverschiedenheiten wurden offen vor den LeserInnen ausgebreitet²¹. Von daher war an den Artikeln Trotzkis im Organ der Schwesternpartei in Deutschland nichts auszusetzen.

Damit waren die SDAPR und ihre bolschewistische Richtung 1910 und 1912 keineswegs „eine aus einem einzigen Stück gehauene Partei“, sondern genau das, was sie nach Bucharin „nie (war) und – wir hoffen es – auch nie sein (wird): eine Föderation von untereinander Uebereinkommen treffenden Gruppen, Grüppchen, Fraktionen und ´Strömungen`“²².

Im Wettlauf um den Neuaufbau der SDAPR
Trotzkis Artikel im Vorwärts stammten aus einer kurzen Übergangsphase. Die „schwarzen Jahre“ der zaristischen Konterrevolution von 1908 bis 1911 hatten den russischen Teil der SDAPR nahezu zerschlagen. Die Kontakte zwischen den Ortsgruppen in Russland brachen ab, wie Trotzki im ersten Artikel bemerkte. Die Verbindungen zu den Exilorganisationen im Ausland waren abgeschnitten. Von einigen zehntausend Mitgliedern der SDAPR in Zentralrussland zur Zeit des Stockholmer Parteitags 1907 waren nur noch wenige Hundert übrig geblieben. Aber es existierte eine sozialdemokratische Arbeiteravantgarde, wie sie Trotzki beschrieb. Der nächste Wirtschaftsaufschwung würde, so seine Perspektive, unweigerlich zur Wiederbelebung der Arbeiterbewegung und zum Wiederaufbau der SDAPR führen.

Nach dem Auseinanderfallen des Zentralkomitees der SDAPR lag es an den Ortsgruppen und Organisationen innerhalb Russlands, die Initiative für einen neuen Kongress bzw. eine Konferenz der SDAPR zu ergreifen, um die zentralen Parteistrukturen wiederherzustellen. Die Tagung, die gewöhnlich mehrere Wochen dauerte, konnte nur im Ausland erfolgen. Dafür mussten die Ortsgruppen in Russland, die von Komitees geleitet wurden, die Kontakte untereinander neu knüpfen, gemeinsam eine Organisationskommission gründen und in Verbindung mit dem Exil treten. Doch welche der Fraktionen würde das Rennen machen und als Erste den Kontakt nach Russland wieder herstellen?

Auf dem Weg vom Exil nach Zentralrussland nahm die sozialdemokratische Ortsgruppe in Kiew schon rein geografisch eine Schlüsselrolle ein. Zuerst gelangte Stefan Wolski von der bolschewistischen Wpered-Fraktion, mit der Trotzki eng zusammenarbeitete, nach Kiew. Doch Wolski blitzte bei den GenossInnen ab. Ihm folgte ein Beauftragter von Lenins eigener Fraktion, der die Kiewer Sozialdemokraten zu einer Initiative für die Bildung einer Organisationskommission zur Einberufung einer Parteikonferenz im Ausland bewegen konnte. Über die Kiewer SDAPR gelang es, die sozialdemokratischen Ortsgruppen von Jekaterinoslaw, Tiflis, Baku und Jekaterinburg für die Kommission zu gewinnen. Ihre Mehrheit gehörte keineswegs zu den Bolschewiki Lenins, vielmehr hatten in den Parteiorganisationen von Baku, Jekaterinoslaw und Kiew die parteitreuen Menschewiki Plechanows die Mehrheit²³. Durch den gemeinsamen Kampf gegen die Auflösungstendenzen in der SDAPR standen sie den Bolschewiki Lenins viel näher als etwa einem Trotzki, der nach Martow in die fatale Lage gekommen war, „das Recht der Liquidatoren, in der Partei zu bleiben, in Schutz zu nehmen“²⁴.

Um die Fraktion der parteitreuen Menschewiki in Russland für ihre Initiative zu gewinnen, nutzen die Bolschewiki Lenins einen Trick. Sie schlugen nur die Organisierung einer Auslandskonferenz vor, nicht aber eines Parteitages. Als die Konferenz in Prag zustande kam, maß sie sich die Befugnisse eines Parteitages an. Das entsprach nicht den Statuten der SDAPR und sorgte bei Trotzki und fast allen anderen Fraktionen für helle Aufregung. Selbst Plechanow billigte das nicht. Aber die parteitreuen Menschewiki in Russland blieben ihrem Bündnis mit Lenin treu. Die SDAPR, die sich SDAPR-ZK nannte, war wieder hergestellt. Die Menschewiki bildeten daraufhin ihre eigene Partei SDAPR-OK (Organisationskomitee). Auch die einzig legale Struktur der SDAPR in Russland, die Fraktion in der Duma, sollte sich – allerdings erst Ende Oktober 1913 – spalten²⁵, unter der die Fraktion der Parteimenschewiki Plechanows 1912 die Mehrheit stellte²⁶.

Trotzkis Organisationsperspektive
Die organisatorisch Perspektive Trotzkis in dem Gewirr der Fraktionen war die aus der ersten russischen Revolution von 1905, als der revolutionäre Sturm die vorübergehend gespaltene SDAPR zur Wiedervereinigung zwang, die auf dem Stockholmer Parteitag erfolgte.

Zuvor hatte Trotzki mit Parvus die menschewistische Parteigruppe in der Hauptstadt St. Petersburg gekapert und mit der Zeitschrift Natschalo maßgeblich den politischen Kurs des Arbeiterdelegiertenrates beeinflusst, der eine Initiative der Menschewiki der Hauptstadt war. Natschalo stand für die Revolution in Permanenz. Das entfernte sie von den menschewistischen Führungsfiguren Plechanow und Dan, die das Bündnis mit der Bourgeoisie suchten. Sie lehnten die gewaltsame Einführung des 8-Stunden-Arbeitstages durch den Arbeiterdelegiertenrat ab, weil das die vermeintlichen kapitalistischen Bündnispartner in die Arme des Zarismus treiben würde. Lenin und die Bolschewiki hatten sich zunächst gegen die Initiative der Menschewiki zur Gründung der Räte erklärt²⁷ bzw. ihre Unterordnung unter ihre Partei gefordert. Erst einen Monat nach Bildung des Sowjets der Arbeiterdeputierten änderte Lenin seine Haltung²⁸. Im Nachhinein sah er die Differenzen zwischen Trotzkis Natschalo und dem bolschewistischen Organ Nowaja Shisn (Neues Leben) als Nuancen an²⁹. In der strategischen Ausrichtung stimmten Lenin und Trotzki weitgehend überein.

Aus den Erfahrungen der ersten russischen Revolution, die zur Wiedervereinigung der SDAPR führte und der revolutionären Richtung Trotzki-Parvus das Übergewicht bei den Menschewiki in St. Petersburg gab (die Bolschewiki spielten im Arbeiterrat in St. Petersburg nur die zweite Geige), leitete Trotzki seine Organisationsperspektive für die SDAPR ab. Sie ließ ihn gegen jede Spaltung Stellung nehmen und darauf hoffen, dass die revolutionär-marxistische Richtung in einer gemeinsamen Partei die Oberhand gewinne. Trotzki sah das fraktionelle Vorgehen Lenins als sektiererisch an und nahm scharf dagegen Stellung.

Doch Trotzki überschätzte den eigenen politischen Erfolg.  Obwohl auf dem Stockholmer Parteitag mit acht Delegierten vertreten, trat die Richtung Parvus/Trotzki – er selbst war noch in Haft – nicht eigenständig auf³⁰, da die Frage der ´provisorischen Regierung` (.d.h. der Strategie) von der Tagesordnung abgesetzt worden war. Vor allem aber unterschätzte Trotzki die Konsequenzen, zu der

die Politik der Menschewiki führen musste und die am schärfsten Plechanow anlässlich des Moskauer Aufstands auf den Punkt brachte: „Und deshalb hätte man gar nicht zu den Waffen greifen sollen“³¹. Plechanows Worte hielten Lenin nicht von einem innerparteilichen Bündnis mit ihm ab. Aber Plechanows Haltung sollten ihn im Ersten Weltkrieg an die Seite des Zarismus bringen. Anders Trotzki, dessen revolutionäre Strategie ihn nach der Februarrevolution 1917 in Lenins SDAPR-ZK führte. Trotzki arbeitete 1914 eng mit der linksbolschewistischen Gruppe Borba um Lunatscharski zusammen, aus der 1917 in St. Petersburg die Meschrajonka entstanden, die sich vor der Oktoberrevolution Lenins SDAPR-ZK anschlossen.

Ein Geburtsfehler der bolschewistischen Partei?
Gegen den Zarismus zu kämpfen, der usurpatorisch war, d.h. widerrechtlich Besitz und Macht ergriffen hatte, war eine Sache. Selbst usurpatorisch innerhalb der SDAPR vorzugehen, konnte nicht spurlos an der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei vorbeigehen. Die Mittel stimmten nicht mit dem Ziel überein. Die Kritik aller anderen Fraktionen und nationalen Parteien an Lenins undemokratischem Vorgehen war berechtigt. Diese Einstellung musste Lenins Fraktion prägen. Nicht von ungefähr kam Stalin nach der Prager Konferenz ins ZK von Lenins SDAPR.
Dass die Geschichte Lenin Recht gegeben hat, weil es ohne seine SDAPR-ZK, d.h. ohne revolutionäre Partei, keine Oktoberrevolution gegeben hätte – so die Sicht Trotzkis nach 1917 – ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil ist die nicht endende Kette von undemokratischen Beschlüssen und Anmaßungen der RKP bzw. WKP gegenüber der Komintern und anderen Kommunistischen Schwesternparteien, die im Stalinismus zum System erhoben wurde³².
Trotzki wäre berufen gewesen, seine Kritik an der undemokratischen Praxis der Bolschewiki vor 1917 mit seiner Kritik an den undemokratischen Verhältnissen in der RKP(B) bzw. WKP(B) nach 1917 und am Stalinismus zu verbinden, so wie er seine strategische Einschätzungen vor und nach 1917 miteinander verbunden hat. Er hat bewusst darauf verzichtet.

Peter Berens, Oberhausen, 16.11.2015

Fußnoten:
¹Radek, Karl, Rosa Luxemburg. Karl Liebknecht. Leo Jogiches, Köln 1997 (Hamburg 1921), S. 35.
²Trotzki, Leo, Mein Leben. Versuch einer Autobiographie, 2. Auflage, Frankfurt/a. M. 1981, S. 193 (im Folgenden zitiert: Trotzky, Mein Leben, Seite).
³(Trotzki, Leo), Die russische Sozialdemokratie, in: Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 27. Jhg., Nr. 201, Berlin 28.8.1910, S. 4 (im Folgenden zitiert: Trotzki, Die russische Sozialdemokratie, Seite):
⁴Deutscher, Issac, Trotzki. Der bewaffnete Prophet 1879-1921, 2. Aufl., Stuttgart 1972, S. 193.
⁵Trotzki, Mein Leben, S. 193 f.

⁶Trotzki, Mein Leben, S. 193.
⁷Trotzki, Die russische Sozialdemokratie, S. 4.

⁸Ebenda, S. 4.

⁹L. Trotzky, Die Entwicklungstendenzen der russischen Sozialdemokratie, in: Die Neue Zeit. Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie, 28. Jhg., Bd. 2, Nr. 50, Stuttgart 9.9.1910, S. 860-871.
¹⁰L. Trotzky, Die Entwicklungstendenzen der russischen Sozialdemokratie, in: Die Neue Zeit. Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie, 28. Jhg., Bd. 2, Nr. 50, Stuttgart 9.9.1910, S. 865 f (im Folgenden zitiert: Trotzky, Entwicklungstendenzen, Seite).
¹¹Trotzki, Leo, Unsere politischen Aufgaben, Genf 1904, in: Mehringer, Hartmut (Hrsg.), Schriften zur revolutionären Organisation, Hamburg 1970, S. 75 f.

¹²Trotzky, Entwicklungstendenzen, S. 867.
¹³Ebd., S. 869.
¹⁴Ebd., S. 869.
¹⁵(Trotzki, Leo), Aus dem russischen Parteileben, in: Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 29. Jhg., Nr. 72, Berlin 26.3.1912, S. 4.
¹⁶Lenin, W. I., Der Anonymus aus dem ´Vorwärts` und die Sachlage in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands, (Paris) März 1912, in; Lenin-Werke, Bd. 17, Berlin 1962, S. 525 f.

¹⁷Ebenda, S. 537 und S. 598.

¹⁸ (Erklärung des Hauptvorstandes der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands), in: „Aus dem russischen Parteileben“, Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 29. Jhg., Nr. 72, Berlin 26.3.1912, S. 4.

¹⁹(Redaktion Vorwärts), in: „Aus dem russischen Parteileben“, Vorwärts. Berliner Volksblatt. Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 29. Jhg., Nr. 72, Berlin 26.3.1912, S. 4.

²⁰Trotzki, Die russische Sozialdemokratie, S. 4.

²¹ Die parteitreuen Bolschewiki veröffentlichten das Informazionny Bjulleten, die Bolschewiki Lenins den Sozial-Demokrat, die bolschewistische Fraktion um Lunatscharsky den Wpered, die unabhängige Fraktion Trotzkis die Prawda, die menschewistische Fraktion von Potressow die Nascha Sarja, die menschewistische Fraktion um Martow den Golos Sozial-Demokrata und die parteitreuen Menschewiki um Plechanow das Tagebuch eines Sozialdemokraten. Hinzu kamen die Publikationen des Bund, der SDKPiL, der SDAPL und der starken Sozialdemokratie in Finnland, die als einzige Partei nicht der SDAPR angehörte, vgl. Über die neue Fraktion der Versöhnler oder der Tugendhaften, o. O. 18.(31.)10.1911, in: Lenin, W.I. Werke, Bd. 17, Berlin 1962, S. 245 f.; Der historische Sinn des innerparteilichen Kampfes in Rußland, o.O. 1910, in: Lenin, W.I. Werke, Bd. 16, Berlin 1962, S. 396 f.; Beratung der erweiterten Redaktion des Proletari, o.O. 3.(16.)7.1909, in: Lenin, W.I. Werke, Bd. 15, 4. Aufl., Berlin 1970 (1.Aufl., Berlin 1962), S. 435.
²²Bucharin, N., Nieder mit der Fraktionsmacherei, in: Die Internationale, 7. Jg., Beilage zu Heft 7, Berlin 1924, S. 6.
²³Lenin, W. I., Entwurf der Resolution über das Liquidatorentum und über die Gruppe der Liquidatoren, in: Lenin-Werke, Bd. 17, (o. O. 1912), Berlin 1962, S. 452; Lenin, W. I., Die Resolutionen der Konferenz, in: Lenin-Werke, Bd. 17, Berlin 1962, S. 473.

²⁴ Martow zitiert nach Deutscher, Issac, Trotzki. Der bewaffnete Prophet 1879-1921, 2. Aufl., Stuttgart 1972, S. 193

²⁵ Bei der Spaltung zählten sechs Abgeordnete zur SDAPR-ZK (d.h. den Bolschewiki) und sieben Abgeordnete zu der SDAPR-OK (d.h. den Menschewiki). Lenin, W.I., Die Einheit in der Duma und die Einheit außerhalb der Duma, o.O. 29.10.1913, in: Lenin-Werke, Bd. 19, Berlin 1962, S. 468 f.

²⁶ Lenin, W.I., Zur gegenwärtigen Sachlage in der SDAPR, o.O. Juli 1912, in: Lenin-Werke, Bd. 18, Berlin 1962, S. 197 und Lenin, W.I., Die Ergebnisse der Wahlen, o.O. Januar 1913, in: Lenin-Werke, Bd. 18, Berlin 1962, S. 508. Von den ursprünglich vierzehn sozialdemokratischen Abgeordneten der III. Duma war einer ausgetreten, zwei arbeiteten mit den Liquidatoren zusammen, acht mit den Antiliquidatoren, einer mit beiden und zwei mit keiner Fraktion, vgl. Lenin, W. I., Der Anonymus aus dem Vorwärts, (Paris) März 1912, in: Lenin-Werke, Bd. 17, Berlin 1962, S.  537.
²⁷ Lenin, W.I., Die Semstwotagung, o.O. 3.10.1905 (20.9.1905), in: Lenin-Werke, Bd. 9, 2. Aufl., Berlin 1960, S. 301f.

²⁸ Lenin, W.I., Unsere Aufgaben und der Sowjet der Arbeiterdeputierten, o.O. 2.-4.11.1905 /15.-17.11.1905), in: Lenin-Werke, Bd. 10, 8. Aufl., Berlin 1982, S. 3 f.

²⁹ Lenin, W.I., Der Sieg der Kadetten und die Aufgaben der Arbeiterpartei, o.O. 24.-26.3.1906 (6.-10.4.1906), in: Lenin-Werke, Bd. 10, 8. Aufl., Berlin 1982, S. 249 f.

³⁰ Lenin, W.I., Bericht über den Vereinigungsparteitag der SDAPR, o.O. Mai 1906, in: Lenin-Werke, Bd. 10, 8. Aufl., Berlin 1982, S. 324.

³¹ Lenin, W.I., Die gegenwärtige Lage Rußlands und die Taktik der Arbeiterpartei, o.O. 7.2.1906, in: Lenin-Werke, Bd. 10, 8. Aufl., Berlin 1982, S. 102.

³² Ein Beispiel ist der Beschluss des Politbüros der RKP(B) den Aufstandstermin im sog. Deutschen Oktober 1923 auf den 9. November festzusetzen, wobei das Politbüro der KPD und das Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale, der „Weltpartei der Revolution“, übergangen wurden, vgl. Beschluss des Politbüros der RKP (b) zur Festsetzung des Revolutionstermins und Instruktionen an die Delegationen nach Deutschland, Moskau 4.10.1923, in: Bayerlein, Bernhard H./Babicenko, Leonid G./Firsov, Fridrich I./Vatlin, Aleksandr Ju. (Hrsg.), Deutscher Oktober 1923. Ein Revolutionsplan und sein Scheitern, Berlin 2003, S. 195.



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