DR. PETER BERENS

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H I S T O R I K E R
DR. PETER BERENS
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Von Facharbeiter zum doktorierte Historiker

Liebe Leserinnen und Leser,
in meiner Vita fallen Arbeit in der Industrie und Studium als Historiker zusammen. Durch meine sechzehnjährige Tätigkeit als Facharbeiter – und auch als Betriebsrat – im Maschinen- und Anlagenbauer Babcock lernte ich Industriestrukturen und Industriekultur nicht nur von „außen“, sondern auch von „innen“ kennen. Als freier Journalist publizierte ich zur neusten Industriegeschichte am Beispiel der Pleite des Babcock-Konzerns.

Meine Magisterarbeit veröffentliche ich über eine trotzkistische Widerstandsgruppe gegen Hitler im Ruhrgebiet, die stark von jüdischen Jugendlichen in Gelsenkirchen und Essen geprägt war. Mein Studium der Neueren und Neusten Geschichte ermöglichte mir die wissenschaftliche Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet, besonders der KPD und der Bergarbeitergewerkschaft „Union der Hand- und Kopfarbeiter“. Anlässlich der 100jährigen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg halte ich Vorträge über den sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Widerstand der Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet gegen den Krieg.

Bezüglich meiner Dissertation zur Geschichte der KPD im Ruhrgebiet während der Weimarer Republik hat der Promotionsausschuss der Fakultät für Geisteswissenschaften der Universität Essen-Duisburg im Oktober 2015 das Promotionsverfahren eröffnet. Schwerpunkt dieser Arbeit ist die Bolschewisierung der Ruhr-KPD zwischen 1923-1927, deren ideologischer Kern die Konstruktion des Leninismus durch Sinowjew, Bucharin und Stalin war, während das organisatorische Herzstück – was das Thema meiner Arbeit ist – auf der Umstellung der Organisationsstruktur von Mitgliederversammlungen und Funktionärskonferenzen auf Betriebs- bzw. Straßenzellen und Delegiertenkonferenzen beruhte. Damit wurde die KPD-Mitgliedschaft in kleinste Einheiten zersplittert, d.h. „atomisiert“, und die Diskussion erheblich eingeschränkt. In den Betriebszellen standen die Probleme des Betriebes im Vordergrund.  Zersplitterung und Einengung führten zur Fragmentierung des revolutionären Bewusstseins. Mit der Atomisierung wurde ab 1925 in der Ruhr-KPD die Minderheit der in den Betrieben verbliebenen Mitglieder über die Mehrheit der erwerbslosen Mitglieder gestellt, die in den Kämpfen zwischen 1916 – 1924 an der Spitze der revolutionären Bewegung im Bergbau gestanden hatten und deshalb meist entlassen worden waren. Auf die oft angepasste Minderheit der Mitglieder in Betrieben stützte sich die KPD-Bezirksleitung um Wilhelm Florin und Adolf Ende, die die „Bolschewisierung“ der Ruhr-KPD durchführten und dabei die linke und radikal linke Opposition auszuschalten versuchten, die zunächst in den Unterbezirken Dortmund, Hamm und Buer, aber auch in Städten wie Wattenscheid, Bocholt und Rheinhausen eine Mehrheit hatten. Florin / Ende und ihre jeweiligen Anhänger waren Teil des Blocks von linken Kommunisten um Ernst Thälmann und der moderaten Kommunisten um Ernst Meyer, die ab Ende 1925 – in einer Phase der vorübergehenden Festigung des Kapitalismus – die KPD auf Grund der Intervention von Bucharin und Stalin leiteten und gemeinsam zwischen 1925 – 1928 einen moderaten Kurs einschlugen. Dieser war der sowjetischen Außenpolitik geschuldet, die sich ab 1925 wieder einem geschlossen Block der imperialistischen Länder gegenüber sah und als Alternative das Bündnis mit den englischen Trade Unions und generell mit den reformistischen Gewerkschaften suchte. Diesem Bündnis standen nicht nur die linken Kommunisten um Fischer-Maslow, sondern auch die rätedemokratische, kommunistisch geleitete Gewerkschaft Union der Hand- und Kopfarbeiter im Weg. Viele oppositionelle linke Kommunisten wurden im Ruhrgebiet ausgeschlossen; die Union der Hand- und Kopfarbeiter war schon vorher von der KPD gespalten worden. Manche der ausgeschlossenen linken und radikal linken Kommunisten fanden während deren ultralinken Phase ab 1928 zur Kommunistischen Partei zurück. Andere wechselten zur Sozialistischen Arbeiterpartei oder blieben beim Leninbund. Die trotzkistische Linke Opposition der KPD, die sich 1930 bildete, hatte nur schwache Wurzeln im linken und radikal linken oppositionellen Kommunismus im Ruhrgebiet.  SAP, LB und LO traten für eine Einheitsfront gegen den Faschismus ein, die in Bocholt, Dinslaken und Erkenschwick zustande kam. Selbst nach dem 2. Weltkrieg sollten die Bocholter radikal linken Kommunisten eine nicht unwichtige Rolle bei der Gründung der titoistischen Unabhängigen Arbeiterpartei spielen.
Weiterhin werden die Bedeutung des Bergbaus und der Industrie im Revier, die polyzentrische Stadtentwicklung des Ruhrgebietes, die wirtschaftliche und politische Vormachtstellung des Kohlesyndikats in der Weimarer Republik, die soziale Lage der Bergarbeiter, die wirtschaftliche und sozialen Lage der Bevölkerung während der alliierten Ruhrbesetzung, in der Technikgeschichte der Maschineneinsatz im Bergbau während der großen Rationalisierungswelle nach 1924 und die soziale, politische Verankerung von local heros der Arbeiterbewegung in Dortmund, Ickern, Wattenscheid, Essen, Buer, Duisburg und Bocholt behandelt.

Peter Berens




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